Ausstellungen                                                                 

WORLD-EX-POSITION

Parallel Opening in Open Space || LABfactory
25.04.2008, 19.00 – 21.00

Press Launch 24.04.2008, 11.00 – 12.00
Open Space – Zentrum für Kunstprojekte.

ALEXANDER NIKOLIC | STATEMENT
1991 scheiterte eine Weltausstellung in Wien an einer Bürgerbefragung. Wir fragen erst gar nicht. Wir wüssten auch nicht wen wir fragen sollten. Wussten Sie, dass die ältesten Pyramiden der Welt in Bosnien stehen? Würden die Mumien wiedererwachen und aus den bosnischen Pyramiden herauskommen, was würden sie sich denken? Laut einem Witz, der am Balkan die Runde macht, “Hier, hat sich noch immer nichts verändert” oder in einer Variation: “Wer hat die Zeit zurückgedreht?”
Geplant war diese letzte, gescheiterte EXPO 1995 als wegweisende, erste Weltausstellung, welche von zwei Ländern gemeinsam geplant und durchgeführt werden sollte. Die erste in Wien geplante und durchgeführte Weltausstellung fand 1873 statt, das damalige Büro der Weltausstellung beheimatet heute die LABfactory. Eine Parallele zu 1995 war, dass zu dieser Zeit die Balkanländer sich vom Osmanischen Joch befreiten und sich zum Ersten Mal als eigenständige Staaten präsentieren konnten - die geplante Weltausstellung 1995 sollte eine ähnliche Perspektive eröffnen. Die Macher verständigten sich als Motto auf “Brücken in die Zukunft” als bedeutungsschwangere Metapher mit dem ökonomischen Plan einer wirtschaftlichen Unterwerfung des ehemaligen Osten und der gleichzeitigen Kaschierung dieses Planes mit der produktiven Utopie einer Demokratisierung jener Länder, welche sich vom Joch des real existierenden Sozialismus befreit hatten.
Für viele steht die Zeit still, aber wir werden über die Brücken in die Zukuft marschieren, und die in der Welt-Aus-Stellung zu sehenden Arbeiten sind unsere Wegweiser. Wohin die Reise führt, kann jeder selbst entscheiden.

PROGRAMM || LABfactory

25.04.2008 19.00 LABfactory

film/lecture/performance

sister0 ‘My First Burial'

Jessie Darlin’ ‘I was a teenage porn star’


Live: shazalakazoo

Abendmoderation: Alexander Nikolic / Thomas Jelinek

DJ: White Girl

26.04.2008. 19:00 LABfactory
audio/talk performance

Johannes Grenzfurthner / monochrom ‘The innermost Unifier’

Abendmoderation: Alexander Nikolic / Thomas Jelinek

DJ: Gudrun Brüll (SCHWESTERN BRÜLL)

30.04.2008 21:30 LABfactory

lecture performance

Dr. Richard Barbrook ‘Imaginary futures’

Abendmoderation: Stefan Lutschinger

DJ: Ohrgasmus

10.05.2008 20:00 LABfactory
streaming Laboratory

XLTerrestrials ‘Transmigration Of the Telepresent’

In Kooperation mit theSCREEN.tv, sonance.artistic.network und Press/Play in Detroit

Abendmoderation: Alexander Nikolic / Pod p Podinski

DJs: Alexander Nikolic + Pod p Podinski

KÜNSTLERInnen || Open Space & LABfactory
Jesper Alvaer the banana tree stereoscope | Dr. Richard Barbrook Imaginary futures | cuntstunt Take it as a Gift! | Jesse Darlin’ I was a teenage porn star | Lukas Pusch Vienna Vodoo’ | Johannes Grenzfurthner - monochrom The Innermost Unifier | Mario Grubisic utopia-expo | Ira Hadzic Visoko-Flying High | Rudi Hübl Art & Culture Sausages | Stefan Lutschinger Performer, Blogger und freier Autor | Kazimir Malevic black cross -sketch 1985 | Stefan Rusu Lazo | Sars Opera | Jeres | sister0 My first Burial | societé réaliste Ministère de l'Architecture. MA: Temporary Free Zones | Shazalakazoo - live! Breakbeat / folk / electronica | Christoph Theiler - wechselstrom Reply | Tanya Ury Whos Boss | Boss Rune | XLTerrestrials Transmigration Of the Telepresent | Zampa di Leone selections

Kurator und Programm
Alexander Nikolic

Idee und Kooperation
Thomas J. Jelinek , Gulsen Bal

Projektkoordination
Mira Turba

Eine Ko-Operation von Open Space, LABfactory, EroticUnion.
mit freundliche Teilunterstützung durch:
MA7 Stadt Wien KULTUR
Kulturkommission des 2. Bezirks
Hunger auf Kunst&Kultur


 

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Nancy Mauro-Flude | sister0
My First Burial
2006. colour. single channel video. 32 min.

Die Performancekünstlerin und “queen of uncensored data” sister0 zeigt in „My first Burial“ Aspekte des wohl reichhaltigsten Fundus unserer Alltags-, Bild- und Erzählkultur: des beklemmenden Repertoires misogyner Fantasieszenarien. Der Topoi der poetischen Kopplung von Weiblichkeit und Tod erweist sich als besonders tragfähige Denkfigur für den Sieg der Kultur über die Natur - deutlich vom gewöhnlichen Leben abgegrenzt und durch die weibliche Semantisierung noch mehr im Bereich einer sicheren Alterität angesiedelt. „Tote Mädchen“ Ausdruck kultureller Symptome - kodierte Botschaften eines verdrängten Wissens.
Die staatliche und institutionelle Kontrolle von Körpern, Software, Hardware, medizinischer Pflanzen und Kräuter zeigt nicht nur latente Effekte auf jene, die Leben generieren (Frauen) sondern auch auf unser eigenes Verständnis der indifferenten Welt der Toten und Untoten. In my first burial gilt sister0s Interesse eben diesen exponierten Körper des Wissens: den desorientierten, verbotenen, verbannten. Insbesondere Fragen ihrer Überführung, ihrem Transfer und ihrer Sicherung, ihrer Konservierung. Auf einer Reise in den Süden Kolumbiens, in die Region des Putumayo (Nariño), richtete sie den Blick darauf, wie die alten Praktiken, der Einsatz von Pflanzen [Software] Requisiten und Talismanen [Hardware] korrelieren mit den neuen, gegenwärtigen, denen von Computer & Medienplattformen und ihren analogen Erlebnis& Ereigniswelten (merke: Erlebnis& Ereigniswelten für jene in den Metropolen). Kurz nach ihrer Ankunft überreichte ihr der Sohn des Schamanen eine Tarot-Karte: „der Teufel“. Der Schamane selbst riet ihr: ein Begräbnis. Sie begann mit einem Begräbnis, sie begann mit my first burial.



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Jesse Darlin‘ queert Plattformen und Disziplinen: Performance, Musik, Literatur, Collagen, Illustration, „experimentelles Leben“, sie geht ins und wird selbst zum Spektakel um es schließlich zu transzendieren. In der Performance Lecture I was a teenage Pornstar ver/körpert sie nicht nur, sie zeigt auf: Sie ist gegen die Sex-Industrie - sie ist aus den gleichen Gründen dagegen, aus denen sie auch gegen McDonalds ist oder ähnliche Konzerne. Mit verschärftem Blick wird expliziert: Da, wo der hegemoniale Blick des Großkapitals uns ausmacht, sind wir nicht.

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XLTerrestrials
THE TRANSMIGRATION OF THE TELEPRESENT
streaming performance
XL Terrestrials liefern Kurskorrekturen zur Telematik, zur menschlichen Kommunikation und zu sozialen Beziehungen. Routinenwechsel – hoffentlich zum Besseren.
Sie versuchen „zum Nutzen der Menschheit und der universalen Intelligenz“ drei bis vier Dinge beizutragen, eventuell einen neuen Präzedenzfall zu setzen. Anstelle neuer Technologien, den Raum zu erkunden und zu erobern, einfach nur auszustellen, ist die Intention der Rückkehr der XL Terrestrials die Präsentation der Reversibilität. Die, einer phallozentristischen Raketenindustrie - von Menschen dafür entwickelt, um zur selben Zeit Menschen wo immer hin zu transportieren UND gleichzeitig Waffen abzuwerfen, die immer auf die Köpfe der anderen fallen. XLTerrestrials nutzen dieses Kunstportal und diese Gelegenheit dazu, nach Innen und einander ins Gesicht zu blicken, aufzeigen, dass diese Route der Technologien vor allem eines darstellt: Eine dubiose duale Eskapade mit sehr geringen humanitären Resultaten.


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Johannes Grenzfurthner
liefert anhand verschiedener historischer und gegenwärtiger Beispiele (speziell auch aus dem Bereich der Hardware/Software-Industrie) einen theoretischen und praktischen - und keineswegs ununterhaltsamen - Überblick über das Genre der corporate anthem. Die Entwicklung vom Frühkapitalismus zum Spätkapitalismus ist nirgendwo so gut greifbar wie im dominanten Organisationstyp spätkapitalistischen Wirtschaftstreibens: dem modernen Unternehmen. Innere Widersprüche und Interessenskonflikte treten zurück hinter das Fortbestehen als "Gemeinschaft". Die Rückbesinnung auf die kulturhistorisch ältere Idee der Gemeinschaft führt auch zur Reaktualisierung bestimmter Ritualformen, etwa im Bereich "Musik". Die Firmenhymne erscheint auf der Firmenbühne.


In seinem Buch “Imaginary Futures” beschreibt der britische Politologe Richard Barbrook, wie Ideologen in Ost und West den Traum von der vernetzten Gesellschaft als Waffe im Kalten Krieg zu nutzen wussten. Barbrook verfolgt die zentralen Visionen der aktuellen Internetgeneration zurück bis in die 1960er, wo er am Beispiel der Weltausstellung in New York zeigt, dass die Argumentation, die ihnen zugrunde liegt, ihren Ursprung in der US amerikanischen Propaganda gegen die damalige Sowjetunion hat. Wäre diese Vergangenheit eine andere gewesen, dann wäre unsere technologische und politische Gegenwart ebenfalls eine andere, so Barbrook.

Stefan Lutschinger hingegen ist proletarischer Bohemien und Toter auf Urlaub. Er arbeitet als Künstler, Kurator, Performer, Blogger und freier Autor zu gesellschaftlichen Problemstellungen oder sozialen Konfliktsituationen, deren Lösung ausschließlich mit ästhetischen Mitteln denkbar sind.

Jaesper Alvar beschäftigt sich mit zentralen Elementen der Industrialisierung, die bis heute unsere Lebensbedingungen definieren: Illusionen einer tiefergehenden Sicht, präsentiert durch eine Reihe von Mediascapes zur Stütze des internationalen Handels.

Société Réaliste zeigen einen Auszug aus dem laufenden Projekt Ministère de l'Architecture. Diese Produktionseinheit widmet sich diversen Aspekten der Raumpolitik. Es ist das zweite Kapitel eines Forschungsprojekts zu territorialen Membranen. Dieses befasst sich im Speziellen mit der Möglichkeit die autonomen Bereiche Europas ergonomischer als bisher zu partitionieren.

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cuntstunt
ist feministischer „Handapparat“, subjektive An/Sammlung von Texten, Bildern oder Collagen. Verhandelt werden Themen aus Feminismus, Anarchismus, Positionen zu Sexualität, Identitätspolitik, Arbeit, Queer Theory und Musik. Nicht nur um Ergebnisse oder Folgerungen und Konsequenzen ihrer projektbezogenen Forschungen auszutauschen, sondern auch, um all die anderen interessanten Dinge, die, die sich so dazwischen finden, untereinander und an (möglichst viele) andere zu verteilen. Das „Best-of“ des gesichteten Materials.


Zampa di Leone arbeiten mit Parametern des künstlerischen Aktivismus der Balkan Regionen. Ihre Aktionen finden sich als historisierte immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Ihr Zine „In The Arse of the Balkans“ war brutale Konterkarikatur gewisser generöser, kuratorischer und ästhetischer Tendenzen der gegenwärtigen Kunstpraxis: ihrer Balkanisierung. Und erwies sich als effizient - das Experiment einer ästhetischen Re-formulierung der Balkanregionen hat seine Anti-Geschichte hervorgerufen.



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Lukas Pusch
vereint zwei Welten in einem Bild. Realitäten, die sonst durch Grenzzäune und Sperranlagen getrennt sind


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Ira Hadzic
verweist in „Visoko - Flying High “ auf die euphorischen Zukunftspläne der Region Europas, wo die Auswirkungen der Globalisierung erst beginnen sich abzuzeichnen. Sie zeigt die neu entdeckten Pyramiden Bosnien-Herzegovina’s - diese fungieren als Hoffnungsträger, Inspirations-quelle und nicht zuletzt als maßgeblicher Katalysator der Ökonomie.


Stefan Rusu analysiert in 3 Videos u. a. auf welche Weise im Zuge der Sowjet-Ära nationale Ikonen für die Konstruktion einer moldawischen Identität genutzt und eingesetzt wurden. Der Konstruktion von Mythen und Legenden folgt die Besetzung von Märchen. Die Bedeutungen von Gut und Böse werden umgekehrt. Fakten ersetzt durch Fiktion. Er erforscht des weiteren Geschichte und Gegenwart Moldawiens, seiner „Heimat“ und die tiefgehenden kulturellen Beziehungen zwischen Moldawien und der Mongolei. Eine andere Arbeit zeigt wiederum Moldawien zu Sowjet-Zeiten und in Folge eine frappante Situation: Die Interpretation der „moldawischen Identität“ als „Marke“ - eine künstliche Kreation der sowjetischen Gesellschaftsingenieure die beidem widerspricht: sowohl der Wissenschaft als auch der Realität.

Rudi Hübl produziert fluxus-artige Würste aus Plakaten kultureller Persönlichkeiten des öffentlichen Interesses: Mozart, Klimt, Schiele, Falco… Methoden und Techniken seiner urbanen VolXKunst Arbeiten differieren, nicht aber Themen und Material: Poster und Plakate.

Mario Grubisic zeigt Experimente zur Zukunft Utopias, erzeugt aus normalen und a-normalen Situationen der Vergangenheit.

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Kazimir Malevich, konfrontiert uns mit einer Frage: “Ich weiß, dass dies [...] für euch eine große Überraschung ist, weil allgemein angenommen wird, dass ich 1935 gestorben sei. […] Viele meinen, ich wäre tot. Aber stimmt das?“

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Tanya Ury arbeitet mit zeitgenössischen Trends, die nach wie vor einer standardisierten - oder - standarisierenden Uniformität gehorchen – sie folgt der Idee, dass ein Anzug nicht nur Schutzschicht, sondern auch eine Art der Verkleidung ist.


Christoph Theiler arbeitet disziplinübergreifend in den Bereichen Medienkunst und elektronischer Musik, Tonbandkompositionen und multimedialen Klanginstallationen die (alles) in Bewegung setzen.

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Die Intention von Shazalakazoo’s - Balkan Breakz ist einfach: nicht gedacht als Kunst, ist es einfach Unterhaltung, Spaß, ähnlich der Musik der Vorfahren – ihrer Vergangenheit von Gewicht – welche die Bevölkerung der Balkanregion zuversichtlich durch seine turbulente Geschichte begleitete. Das Äußere der Musik hat sich verändert, sie umfasst nun die kontinuierliche Entwicklung der Instrumente, die harmonischen und rhythmischen Einflüsse der Gegenwart. Die Essenz aber blieb die gleiche: weniger reden, mehr tanzen, morgen ist ein neuer Tag.